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Tag 5: Wenn eine Tür sich schließt, …
> Freitag, 8 Uhr in Pattaya > To buy or not to buy
Am frühen Morgen stand Maews kleiner Freund wieder einmal hab acht, und sie konnte nicht der Versuchung widerstehen, diesen Umstand zu ihren Gunsten zu nutzen. Als Maew danach am Fenster, ganz so wie Gott sie schuf, die erste Zigarette des neuen Tages genoss, und die Sonnenstrahlen ihren Körper umspielten, gab sie dem Alkohol die Schuld für die Ereignisse der vergangenen Nacht, und wollte neuerlich bestätigt haben das ihre Bemühungen von vergangener Nacht, auch wirklich von Erfolg gekrönt worden sind. Der Sonnenschein brachte dabei die Spuren der vergangenen Nacht ans Licht. Ihr ganzer Rücken war übersät von Kratzspuren. Eine neuerliche Entschuldigung dafür veranlasste sie zu einer näheren Begutachtung der Sachlage im Spiegel.
Daraufhin Formte sie mit den Fingern das Peace-Zeichen, und meinte: „Sli times“ Dann kam sie ans Bett und setzte sich neben den Ursprung ihrer Wunden. Einem Kuss auf die Stirne folgte eine Umarmung, bei der sie „Tli times“ ins Ohr hauchte.
„Sli times“, „Tli times“ – Was mag das das wohl bedeuten? Keine Zeit? – Freie Zeit? – Tee Zeit? Ist es überhaupt ein englischer Ausdruck? Aufgrund ihres Verhaltens, welches Maew an den Tag legte, wurde das ganze also einfach im Sinne von „macht nichts“, „schon gut“ gedeutet. Und auf einmal löste sie die Umarmung und bekam ein Grinsen im Gesicht. Sie hatte bemerkt, dass sich da schon wieder was zu Wort meldete. Ganz offenbar war sie immer noch hungrig nach mehr, denn sie setzte sich ungeniert auf das gute Stück, und verschlang es, mit einem Appetit, der schon allein beim zusehen dem Koch Freude bereitet. Danach war es aber wirklich an der Zeit ihr den wohlverdienten Lohn zu geben.
Auf die Frage wie viel sie den bekomme, sagte sie nur: „up to you“ 2000THB schienen angemessen, und offenbar war auch sie ganz zufrieden damit, denn sie meinte „You a good man“. Aber anstatt nun einfach das weite zu suchen, wollte sie wissen was den für diesen Tag vorgesehen sei, und erwiderte daraufhin: „OK, I come with you!“ Dieses „up to you“ kam nicht ganz unerwartet.
Im Internet war zu lesen, dass in Thailand Prostitution eigentlich verboten wäre. Wenn die Mädels aber kein Geld verlangen, so fällt der Betrag, welchen sie für ihre Dienste erhalten unter Trinkgeld. Es ist im Grunde so als hätte man in Europa einen One Night Stand, dem man am nächsten Morgen Geld für ein Taxi gibt.
Hingegen, das „I come with you!“ war völlig unerwartet, hieß es doch im Internet, long time bedeute „Sun come, I go“, und die Sonne stand schon die längste Zeit hoch oben am Firmament. Welch freudige Überraschung, denn zu zweit, ist dem Spass gewiss nicht abträglich.
Als erstes ging es zu Pattayas Begräbnisstätte Wat Chai Mongkhon. Es war ein Ort der Ruhe und des Friedens, an dem man der Ahnen gedenken und zu ihnen Betten konnte. Wer aber jetzt dabei an einen Friedhof im klassischen Sinn denkt, also eine weitläufige Grünfläche oder an eine Ansammlung von Gräbern, der läge damit vollkommen daneben. Das ganze sah deutlich mehr nach den Tempeln aus, die, dank dem Tipp des Taxifahrers, am letzten Tag in Bangkok besichtigt worden waren.
Ein Europäer der nicht weiß was er sich da gerade ansieht, käme nie auf den Gedanken, das hier die Toten bestattet werden.
Kaufen, Kaufen, Kaufen
Allmählich war es schon geradezu abartig, wie viel Zeit in diesem Urlaub mit diesem Thema zugebracht wurde, und dies ohne dabei auch nur einen Bath auszugeben. Dies musste sich schleunigst ändern. Ein Besichtigung des Wochenmarktes und eines nahegelegen Einkaufszentrums waren für heute vorgesehen, und bei der Gelegenheit sollten diesmal wenigstens zwei, drei T-Shirts den Besitzer wechseln. Auf dem Wochenmarkt, oder zumindest auf dem Weg dort hin, wurden also ein schwarzes T-Shirt mit einem Sonnenaufgang und der Aufschrift Pattaya, als andenken erstanden, so wie für den täglichen Gebrauch, ein weißes Leinen-Shirt, dass ein schwarzer „tuschestiftgezeichneter“ Drache zierte, der sich auf der rechten Seite von der Hüfte bis zum Herzen schlängelte und ein kurzärmliges schwarzes Hemd, auf dem ganz unten ein großes Feuer loderte, dessen Flammen das ganze Hemd in Brand steckten.
Nach dem Wochenmarkt führte die Straße zur Shopingmall am Strand entlang. Von hieraus konnte nun ein erster Blick aufs Meer erhascht werden. Maew fand dies wohl sehr Romantisch, den sie hatte irgend wie das Bedürfnis sich an einem starken Arm festzuhalten. Somit ging es nun wie ein altes Ehepaar das den zweiten Frühling erlebt, Arm in Arm dem nächsten Bestimmungsort entgegen. Von der Größe her, konnten, anders als in Bangkok, europäische Exemplare dieser Gattung ohne weiteres mithalten. Im Einkaufszentrum wurde Maew dann aufgefordert, sich doch auch irgend ein Kleidungsstück auszusuchen. Doch sie lehnte ab und meinte „to expansive, leta“
Damit war die Arbeit für diesen Tag erledigt, und es konnte zurück zur Soi Diomand in Maews Bar gehen. Dort galt es ein deutschen Anfang dreißig zu Treffen. Er nannte sich selbst Z und war am Vorabend ebenfalls in Maews Bar gewesen. Es war seine Stammkneipe und da er mitbekommen hatte, dass es da jemanden gab, der ganz allein durch Pattaya streifte, hielt er es für eine gute Idee, mal gemeinsam irgend etwas zu unternehmen. Auf dem Rückweg lief Maew dann doch noch ein Bekleidungsladen über den weg, der ihr zusagte. Im Inneren fing sie aber an mit „I’m shy“ und wollte alleine gelassen werden. Also hieß es erstmal draußen auf der Straße, in der brütenden Hitze der Sonne zu warten. „I’m shy“? – Seit wann? Gestern Nacht und heute Morgen hat es danach ganz und gar nicht ausgesehen. Und zu guter Letzt kam sie auch noch mit lehren Händen heraus und meinte „no time, leta“ Zwar war die letzte Runde mit den Schweizern bereits getrunken, aber dank Z schien dies nun nicht mehr weiter tragisch. Und dann blieb da natürlich auch noch Maew, gab es doch die Hoffnung, der heutige Tag wäre kein Einzelfall.
Kaum in der Bar angekommen, hatte es sich Maew wieder anders überlegt, und wollte nun Geld, um nochmal zu dem Laden von eben zurück kehren zu können. Also wurden ihr, etwas genervt, 1000THB in die Hand gedrückt, damit sie damit glücklich werde. Gegenüber der Bar befand sich eine Schneiderei und auf einem Kleiderständer vor dem Laden hing ein rot-schwarz gemustertes, kurzärmliges Hemd. Dies sollte jetzt unbedingt auch noch erworben werden. Anfangs meinte der Schneider dies sei nur ein Ausstellungsstück, und wollte sich nicht davon trennen. Doch letzten Endes überlegte er es sich doch noch anders. Aber anstatt dabei den Preis nun in die Höhe zu Treiben, war es dann sogar so, als der angeschrieben Preis auf seinem Tresen lag, nahm er sich nur einen Teil des Geldes, gab den Rest zurück, und meinte: „That’s enough“
16 Uhr in Pattaya – That’s life
Bei Maews Rückkehr verhielt sie sich wie ein kleines verliebtes Schulmädchen. Sie versuchte ihr neues Kleid hinter ihren Armen zu verstecken und rief: „don’t look, suplise, suplise“ und verschwand im Hinterzimmer. Kurz darauf kam sie wieder zurück, präsentierte ihre Neuerwerbung, und übergab das Restgeld.
Mit Z wurde für den nächsten Tag eine Barhoppingtour vereinbart. Er meinte er wolle es heute lieber etwas ruhiger angehen, aber morgen sei ja auch noch ein Tag. Also ging es am Abend nur mit Maew im Schlepptau in ein gemütliches Restaurant. Es lag direkt am Wasser und bot einen herrlichen Ausblick.
In der Fernehe waren zwei Schiffe zu erkennen. Von weitem sah es fast so aus, als sein sie mit bunter Christbaumbeleuchtung behangen.
Maew erläuterte, dies seien so eine Art Restaurantschiffe, und eines Tages würde auch sie da einmal Abendessen,
und sie spare bereits fleißig, denn ein Abend dort sei leider sehr, sehr teuer.
Nun wer weiß, vielleicht würde sich in diesem Urlaub ja noch eine Gelegenheit ergeben, um ihr diesen Wunsch zu erfüllen. Doch dies lehnte sie entschieden ab. Sie erklärte, dies sei nicht das erste mal, dass ihr dies angeboten werde,
aber es sei nun mal ihr Traum, und wenn sie sich diesen Traum einmal erfüllt, dann will sie es sein, die dorthin einlädt. Bis dahin setze sie keinen Fuß auf eines dieser Schiffe, um weiter davon Träumen zu können, eines Tages da draußen zu sein.
Ein Gespräch mit einer Thai ist durchaus ähnlich der Unterhaltung mit einem kleinen Kind. Zwar sind mit einer Thai sehr viel anspruchsvollere Themen möglich, als mit einem Kind, aber wie bei einem Kind, muss ständig geraten werden, was jetzt eigentlich gemeint ist, und man kann sich seiner Sache nie ganz sicher sein, vor allem, wenn sich die Kommunikation nur auf einen einzigen kurzen Satz beschränkt.
Danach begann sie ihre Lebensgeschichte aufzurollen. Ein Motorradunfall hat ihren Traum von eigenen Kindern
für immer einen Riegel vorgeschoben. Als ihr damaliger Freund von einem anderen Verkehrsteilnehmer angefahren wurde, saß sie auf dem Motorrad hinter ihm. Obwohl die beiden keine Schuld an dem Unfall traf, lag sie nun für Wochen im Koma. Als sie aufwachte erfuhr sie, dass man ihre Eierstöcke hatte entfernen müssen. Ihr damaliger Freund hatte den Unfall leider nicht überlebt. Sie sei seither nicht mehr die Selbe wie früher. Sie war gerade mitten in in ihrer Ausbildung zur Hotelmanagerin und hatte eine Rosige Zukunft vor sich, als es zu dem Unfall kam. Aber seit ihrem Unfall fällt es schwer sich dinge zu merken, und kann sich nicht mehr lange konzentrieren. Den Traum von der Hotelmanagerin musste sie somit auch aufgeben.
Im Internet hieß es zwar, alle diese Thai-Frauen hätten irgend eine traurige Geschichte zu erzählen. Das bedeutet aber nicht zwangsläufig, dass diese deshalb weniger wahr sein müssen, schließlich begünstigt ein tragisches Schicksal den Einstig in dieses Milieu.
Zurück in Maews Bar kam nach einer Weile ein kleiner Junge an der Bar vorbei und verkaufte Blumenketten. Um Maew eine kleine Freude zu bereiten, wurde eine davon für sie erworben, und Maew schien sichtlich erfreut über diese nette klein Geste.
Ein alter betrunkener Mann, der ebenfalls in der Bar saß, und dies sah, begann sich plötzlich aufzuspielen, sagte:
„Schenke niemals Blumen in Thailand“, und meinte jeder der nach Thailand fährt, solle sich vorher den gleichnamigen Film ansehen, den genau so ist es wirklich. Dann nahm er Maew die Blumenkette weg, und gab sie dem Jungen zurück.
Er erklärte, für Maew hätte sie ohnehin keinen nutzen, und so könne der junge die Blumenkette nochmal verkaufen.
Und wenn man Maew schon Blumen schenken will, solle ihr das Geld dafür gegeben werden, damit sie sich davon kaufen kann, was immer sie will. Was bildet sich dieser Kerl bloß ein? Es sind nicht seine Blumen. Es ist nicht sein Geld. Und vor allem, es geht ihn absolut gar nichts an.
Dem Jungen wurde die Blumenkette wieder abgenommen, und schon aus reinem Protest, wurden ihm zwei weitere Blumenketten abgekauft. Alle drei Blumenketten wurden dann Maew um umgehängt, um sie damit zu schmücken, was der verrückte Säufer so gar nicht verstehen wollte.
Wieder im Hotel sollte der Whirlpool eingeweiht werden, wegen dem dieses Zimmer überhaupt erst ausgewählt worden war. Leider besaß das Badewasser einen komisch-unangenhemen Geruch. Daher musste auf den Badespass ausfallen, und der Abend fand sein ausklang doch nur wieder, mit der klassischen „Bettgymnastik“.
Hier gehts weiter im Reisebericht:
Das Abenteuer beginnt | weiter zu Tag 0 |
Ein Taxi im Walde | weiter zu Tag 1 |
Was passiert, wenn’s passiert | weiter zu Tag 2 |
Schlaflos in Bangkok | weiter zu Tag 3 |
A kind of a funny thing | weiter zu Tag 4 |
Wenn eine Tür sich schließt, … | weiter zu Tag 5 |
Hot In The City | weiter zu Tag 6 |
Sonnez les matines | weiter zu Tag 7 |
Was du heute kannst besorgen, … | weiter zu Tag 8 |
Einmal trifft’s jeden | weiter zu Tag 9 |
Good Bye Darling | weiter zu Tag 10 |
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